Advokalender. #2

Den Mädels ist an ihrem vorweihnachtlichen Schreibpult vor lauter Schrift-Gedöns doch nun fast die Feder aus der Hand entglitten. Ihre müden Finger entspannend, gönnten die Märchen-Freundinnen sich nun mit Knabbereien am Lebkuchenhäuschen eine kleine Pause, welche etwas ausartete…. Bei Kerzenduft und Glühweindunst plauderten sie über ihre Reise durch die Matrix des irdischen R e c h t s, sinnierten über ihre Erlebnisse der vergangenen zwölf Monate und unterhielten sich über das ständige Klagegeschrei ihrer Freunde… Bis beim Flaschendrehen urplötzlich, -und wie aus dem Nichts-, ein Hirsch entstieg. Sie tauften ihn „Artus“ und begannen, ihrem tierischen Orakel ihre Aufgaben, Herausforderungen und Sehnsüchte zu erzählen. Ein jedes Märchen-Mädel schilderte sein Begehr. Ob sie wohl dadurch neuen Perspektiven „Thyr und Thor“ eröffnet haben?

Mach´ auf die Thyr und das Thor mach´ weit…


Advokalender 2Q2Q – Thörchen #2 – Lieschen und die Flaschenpost

#2 Thörchen

Lieschen ist gerade extrem genervt. [Ihr neuer Freund liegt ihr täglich in den Ohren und klagt ihr sein Leid. Aufgrund seiner „oben ohne“-Einstellung haben sie ihm doch glatt die Kneipe stillgelegt, dabei hatte er seiner mexikanischen Bar „Coronores & Dolores“ im letzten Jahr noch eine schicke Schönheitsoperation verpasst. Bei ihren Besuchen stolpert Lieschen über Kisten voll gestopft mit ungeöffneter Post und sieht nur noch…gelb. Mittlerweile träumt sie nachts von Postbetrug, faselt von Beförderungen und wünscht sich Hilfe beim Schiffe versenken. Sie kennt diesen Albtraum und weiß aus vergangener Erfahrung, dass die G E Z, das F i n a n z a m t, Gerichtsvollzieher und Inkassobüros so furchtbar nerven können. Damals kam sie zu dem Schluss, dass sie die Behördenbriefe an Frau Lieschen Müller erst gar nicht mehr anschaut, einen großen Bogen um ihren Briefkasten macht und sich der Flaschenpost zuwendet. Da sie im Ignorieren einmal Schwimm-Weltmeisterin war, sie ihrem Freistil-Freund und Hobby-Flaschentaucher aber ihr neues Vorgehen näher bringen will, erhofft sie klärende Gedanken vom tierischen Orakel.

Artus sitzt aus „Thyrchen #1“ noch die Zunge locker und er plaudert angeschickert weiter aus seinem antiken Nähkästchen. Die Märchen-Mädels lauschen gebannt seinen Ausführungen, denn er schritt wohl einst als herzöglicher Amtsbote auf dem Landweg von Absendern zu Empfängern, und da herrschte noch Recht und Ordnung, Postboten waren im hoheitlichen Staatsdienst bestallt und angesehene Leut´… „Heutzutage sind es ausschließlich private Dienstleister, die ihre Handelsgeschäfte auf den Statuten des Weltpostvereins (Universal Postal Union)* und das in Piratenmanier [Handelsrecht] betreiben“, merkt Artus hinter vorgehaltener Hufe an.

Es ist der Transportweg des Handelsgeschäfts bzw. das beanspruchte Recht, unter welchem die Sendung zugestellt werden soll. Seid euch bewusst in welchem Rechtskreis ihr euch befindet und aus welcher Jurisdiktion heraus ihr handelt. Beschäftigt euch mit den Werkzeugen, die mit dem Beförderungsweg der euch „erreichenden“ Postsendungen sowie mit euren Schriftsätzen (Willenserklärungen) zu tun haben“.

„Bevor es eine Zustellung geben kann, muss eine Zustelladresse existieren. Da diese in den Verantwortungsbereich der UPU fällt, ist folglich die UPU der Erschaffer und Titelbesitzer der Adresse einer Regierung und somit jeder anderen Landadresse auch. Unter dem Weltpostverein werden Sachtitel und Geschäfte bewegt und sozusagen juristische Personen und Titel (=gesetzlicher Grund) aufgrund von Staatsverträgen transportiert, damit der internationale Handel geregelt stattfinden kann.

Und überlegt euch mal, was alles bewegt und transportiert wird (Daten, Strom, Wasser, Geld, Autos, Personen, Flugzeuge, Militär, u.v.m.). Das mit der UPU verhält sich so ähnlich wie mit einem Stromgenerator. Der richtet sein Potenzial gegen das Stromnetz, damit Strom fließen kann. Aber niemand bedenkt sein festes Fundament, auf dem er stehen muss als der Grundvoraussetzung für die Leistung, die er ins Netz einbringt. Vielleicht ein blödes Beispiel, aber genauso grundlegend, wie das Recht des Transportwegs bei der Geschäftspost.

Obwohl alle Postämter zu privaten Einheiten im Seerecht (Unterstellung der UPU unter die UN [1947]) umfunktioniert wurden, bedeutet die Verwendung von Wertmarken die Einbeziehung der UPU als Autorität oberhalb der Seerechtstatuten der Vereinten Nationen, …aber auch nur dann, wenn man die originale UPU von 1874 beansprucht. Niemand konnte diese Organisation je abschaffen, sondern lediglich ein bisschen mit Seewasser fluten. Auch hier haben wir wie überall auf der Welt die Flutung, die fehlenden Indossamente und damit das fehlende Verfügungsrecht. Der V a t i k a n hat ganze Arbeit geleistet, warum also nicht auch bei so etwas Wichtigem wie den internationalen Regeln bei der Postzustellung.

Eine Sendung ohne entwertete Briefmarke, besser Wertmarke, gilt zunächst als nicht zugestellt. Die Post habt ihr somit nie bekommen und wenn ja, begeht ihr selbst Postbetrug. Gelben Briefen, z.B., fehlt die Wertmarke, zudem steht der handschriftliche Vermerk (Datum der Zustellung und „Unterschrift“ des Postboten) in einem schwarzen Kasten. Alles was in dem schwarzen Kasten (Four-Corner-Rule) ist hat mit dem Schreiben rein gar nichts zu tun. Und schaut euch einmal die „Briefmarken“ der Deutschen Post AG etwas genauer an… Da steht z.B. eine Zahl „80“ drauf…, aber was ist damit gemeint? 80 Äpfel, Möhren, Gummibärchen???? Von euch werden 80 Cent verlangt… Eine Wertangabe findet ihr nur auf 2ct-, 3ct-, 8ct-Marken. Und am Rande vermerkt, sind Gerichte Firmen, die im privatrechtlichen Unternehmensverbund einer ausländischen Briefkastenfirma (DELAWARE CORPORATION) registriert sind (DUNS-Nr. / http://www.upik.de).

Lieschen hat -wie ihr vielleicht wisst- entschieden, dass sie jede unfrankierte Postsendung an die UPU ins schweizerische Bern schickt. Ob ungeöffnet oder versehentlich aufgerissen ist egal, das Rezept sowie die vorher zu tätigenden und notwendigen Schritte, hat sie im Poesiealbum Nr. 2 – reloaded verewigt.]

Viel Spaß bei der Beförderung wünschen

A r t u s & L i e s c h e n

*Der Weltpostverein (Universal Postal Union – UPU) mit Sitz in der Schweizer Hauptstadt Bern wurde 1874 gegründet und ist damit die zweitälteste internationale Organisation nach der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). Mit 192 Mitgliedstaaten ist die UPU das Hauptforum für die zwischenstaatliche Zusammenarbeit im Postbereich. Die UPU legt u.a. die Regeln für den internationalen Postverkehr fest und gibt Empfehlungen zur Erreichung eines höheren Postvolumens und zur Verbesserung der Qualität der Dienstleistungen. Als unpolitische Organisation befasst sich die UPU jedoch nicht mit Angelegenheiten, die den Inlandsbereich betreffen und damit in die Zuständigkeit der nationalen Postdienste fallen. So legen die einzelnen Mitglieder ihre eigenen Tarife fest, bestimmen Art und Menge der auszugebenden Briefmarken und entscheiden, wie der operative Betrieb und das Personal verwaltet werden. Aufgrund des Auftrags, durch einen effizienten Postdienst die gesellschaftliche, kulturelle und kommerzielle Kommunikation zwischen den Völkern zu begünstigen, kommt der UPU eine wichtige Führungsrolle bei der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung der Postdienste zu. (Quelle: http://www.rtr.at)


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