Den Mädels ist an ihrem vorweihnachtlichen Schreibpult vor lauter Schrift-Gedöns doch nun fast die Feder aus der Hand entglitten. Ihre müden Finger entspannend, gönnten die Märchen-Freundinnen sich nun mit Knabbereien am Lebkuchenhäuschen eine kleine Pause, welche etwas ausartete…. Bei Kerzenduft und Glühweindunst plauderten sie über ihre Reise durch die Matrix des irdischen R e c h t s, sinnierten über ihre Erlebnisse der vergangenen zwölf Monate und unterhielten sich über das ständige Klagegeschrei ihrer Freunde… Bis beim Flaschendrehen urplötzlich, -und wie aus dem Nichts-, ein Hirsch entstieg. Sie tauften ihn „Artus“ und begannen, ihrem tierischen Orakel ihre Aufgaben, Herausforderungen und Sehnsüchte zu erzählen. Ein jedes Märchen-Mädel schilderte sein Begehr. Ob sie wohl dadurch neuen Perspektiven „Thyr und Thor“ eröffnet haben?
Mach´ auf die Thyr und das Thor mach´ weit…
#8 – Thörchen
Charlotte liegt eingesperrt auf dem Teppich im Badezimmer. [Leise vor sich hin brabbelnd versucht sie ihre ganz eigene Interpretation des Orakel-Verhaltenskodex für Winterfeller, Königsmunder und Konsorten zu finden. Ihre vernebelte Spritbirne kann sich nur noch an Blaulicht-Roland, Wurfgeschoss-Artikel und Frisbee-Fallen erinnern. Es formen sich in ihr gerade flatulierende Winde der Veränderung und resilierende Reize des inneren Aufbegehrens, als ein lautes metallisches Knacken an ihr Ohr dringt. Dass die Märchen-Bude so manchen Zauber an Überraschungen birgt, ist Charlotte Haumich-Blau bekannt. Angestrengt lauscht sie daher dem Gemurmel des Winterfeller Märchentrupps. Die leisen, eindringlichen Töne und Klopfgeräusche vor ihrer Thyr lullen die ehemalige Werbe-Corone ein und ihr Geist wandert ungefragt zur „Sprüchebüchse“ ihrer Ex-Chefin Pandora.
Pandora Einerlei steht mit ihren professionellen Nebelmaschinen ganz im Dienste kommunaler Party- und Event-Szenen. Ihre Agentur „Sprüchebüchse“ besteht aus exquisiten Luftschlössern und jeder Menge luxuriösem Illusionstheater. Für ihre plandemische Panikporno-Kampagne „Endstation Corone“ gewann sie sogar das geschliffene „After-Blatt“. Mittlerweile managt Pandora sogar die blau-weiße Inthronisierung von Kronprinz Soedolf im Köngismunder Schloß „Tunt-e-Belle“.
Pandora kennt sich mit Rabulistik und der Installation von Elefanten im Raum bestens aus. Ihre Fake-Abteilung überträgt flächendeckend das einst von ihr entworfene „Einhörner-pupsen-Glitter-der-nach-Sonnenschein-duftet“-Konzept. Die Steuerung damit einhergehender infantiler Auswüchse wird durch Pandoras regenbogenfarbene Dickhäuter-Offensive „stuhlen – leicht gemacht“ noch untermauert. Das „rundum-sorglos-Trag-mich-zum-Thron-setz-mich-drauf-und-bitte-stuhl-du-für-mich“-Paket wird zusammen mit der „Wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass“-Paste frei Haus geliefert. Für kurzsichtige und orientierungslose Einhorn-Liebhaber gibt es aus der „Sprüchebüchse“ zusätzlich noch die Spülhilfe „kurz-und-knackig“.
Das ist doch alles nur ein schlechter Witz!? Überglücklich frühzeitig aus den Fängen der „Sprüchebüchse“ entkommen zu sein, erwacht Charlotte aus ihrem Dämmerschlaf. Das Echo Pandoras Welt trägt Charlotte noch im Kopf spazieren, als die Thyr auffliegt und das tierische Orakel ganz kleinlaut vor ihr steht. Artus vergaß, dass die Schreibstuben-Thyren die Schlüssel außen tragen. Sein ausladendes Hinterteil brach beim FRISBEE-Wendemanöver den Badezimmer-Schlüssel entzwei. Dank des rasenden Rolands handwerklichen Geschicks konnte nun Charlottes fast unfreiwilliges Gefangenenexperiment beendet werden. Ihr persönlicher „Ausnüchterungs-Lockdown“ war von kurzer Dauer, wohingegen sich ihr gut bezahlter „Sprüchebüchse“-Aufenthalt eindeutig als teuer erkauftes Stockholm-Syndrom verifiziert hat.
Glücklich über die Befreiung aus dem Hades, dankt sie Roland mit einer „Matrix-ade“-Voraussetzungsanleitung. Denn seine Handwerkerfreunde brauchen dringend Hilfe bei der Abwehr feindlicher Übernahmen. Lieschen und die Märchen-Mädels haben ihren Ausstieg aus dem Hades bereits auf unzähligen Seiten Winterfeller Märchenpapiers geschildert. Und Artus hat Charlotte sein persönliches Rezept zum Einstieg in ihre fabelhafte „Matrix-ade“-Show orakelt:
- Besorg` dir eine Abschrift aus dem Geburtenbucheintrag, kleb´ ein Lichtbild drauf und unterschreibe in der Mitte, …irgendwo. Dann gehst du zum Notar (vor 1990 „bestallt“) und lässt das Lichtbild siegeln und die Unterschrift beglaubigen. Das ist deine Lebenderklärung.
- Du schreibst handschriftlich, egal, -ob Sperrschrift erkenntlich oder nicht-, eine Ausschlagungserklärung nieder. Was schlägst du aus? Ein überschuldetes Erbe, genauer, die deutsche Staatsangehörigkeit deiner Nachgeburt (Geburtsurkunde des Kindes = juristische Person). Mit der dt. StAg hast du das Kind mit dem Vornamen Charlotte und damit deinen Nachgeburtszwilling los. Nur noch das Mädchen ist präsent – so gut wie.
- Du musst dir die Sterbeurkunde der Nachgeburt vom Hals schaffen. Der Titel gehört dir nicht. Ergo schickst du die Geburtsurkunde der Charlotte Haumich-Blau an deren Geburtsstandesamt. Die GU ist ein Titel, der auf jemand anderen ausgestellt wurde. Die Besorgnis, damit sein Kollateral zu verlieren, ist völlig unbegründet. Die Nachgeburt verliert nur das Falschgeld, das sich aus c h a r l o t t e`s Geburtsvermögen speist. Alle Werte stecken im beglaubigten Geburtenbuchauszug, unveräußerlich seit Anbeginn. Sei ab sofort das Mädchen, bezahle deine Schulden mit echtem Geld und pfeif´ auf das falsche Treuhandverhältnis, unter falschem Namen deine Schulden nicht zu bezahlen.
- Gib´ allen Betroffenen, wenn du die Urkunden hast, schon vorher Bescheid. Dem Bürgermeister, dem Landrat, dem Geburtsstandesamt, der Polizei, dem Finanzamt, dem Amtsgericht, der Staatsanwaltschaft und allen, mit denen du bisher Umgang pflegtest.
- Erwartungshaltungen an ein Kriegskonsortium kannst du dir insgesamt schenken und dass du irgendwelche Rechte hättest, noch viel mehr! Mach´ dich nicht lächerlich! Spare dir lieber alle Emotionen, die du an ein Piratensystem verschwenden könntest, denn nichts schadet dir mehr.
- Wisse letztendlich, wer du wirklich bist und kämpfe nicht gegen all diejenigen Illusionen an, die dich zum Deppen gemacht haben. Werde schlau!
A r t u s & d i e B ü c h s e d e r P a n d o r a
Der ausführliche „Schnickschnack“ ist auch im Endspiel, Nachspiel, Finale und Poesiealbum Nr. 2 – reloaded niedergeschrieben.]
Ein Kommentar zu “Advokalender. #8”
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