Den Mädels ist an ihrem vorweihnachtlichen Schreibpult vor lauter Schrift-Gedöns doch nun fast die Feder aus der Hand entglitten. Ihre müden Finger entspannend, gönnten die Märchen-Freundinnen sich nun mit Knabbereien am Lebkuchenhäuschen eine kleine Pause, welche etwas ausartete…. Bei Kerzenduft und Glühweindunst plauderten sie über ihre Reise durch die Matrix des irdischen R e c h t s, sinnierten über ihre Erlebnisse der vergangenen zwölf Monate und unterhielten sich über das ständige Klagegeschrei ihrer Freunde… Bis beim Flaschendrehen urplötzlich, -und wie aus dem Nichts-, ein Hirsch entstieg. Sie tauften ihn „Artus“ und begannen, ihrem tierischen Orakel ihre Aufgaben, Herausforderungen und Sehnsüchte zu erzählen. Ein jedes Märchen-Mädel schilderte sein Begehr. Ob sie wohl dadurch neuen Perspektiven „Thyr und Thor“ eröffnet haben?
Mach´ auf die Thyr und das Thor mach´ weit…
#13 – Thyrchen
Trotz ihres gescheiterten Versuchs, den hyperaktiven Hirschzauber zurück in die Flasche zu befördern, ist in der Schreibstube für den Moment gemütliche Ruhe eingekehrt. [Die Märchen-Mädels widmen sich nach all dem Flaschendreh-Trubel und Aufregungen wieder entspannt ihrem ursprünglichen Vorhaben. Sie genießen ihre selbstkreierten Leckereien, schwelgen in Erinnerungen, -u.a. an ihren gutaussehenden Hausarzt-, und erörtern das Winterfeller Zeitgeschehen. Während sie feststellen, dass der Winterfeller „Todesstern“ mit Begeisterung den chinesischen Flugsamen-Befall zu feiern und sich stramm auf die nächste international besetzte Infektionsparty vorzubereiten scheint, wendet sich Artus interessiert der Schreibstuben-Filmkiste zu. Offenbar ist er beim Stöbern freudig überrascht worden, denn ihm beginnt förmlich die intergalaktische Zentralsonne aus dem Hintern zu strahlen. Entgeistert glotzen die Märchen-Mädels auf das rektal aufsteigende Lichtschwert ihres Hirsch-Orakels. Lieschen wird von dessen Strahlkraft so getroffen, dass sie hypnotisiert aufspringt, ihren dicken Laserpointer zückt und damit wild herumfuchtelt. Der Anblick des weiblichen Schreibstuben-Obi-Wan-Kenobi erinnert die Märchen-Truppe an ihren siegreichen „Das-Imperium-schlägt-zurück“-Fall. Breit grinsend über Lieschens spontane Star-Wars-Einlage rufen Charlotte, Violetta und die flotte Lotte unisono nach „Prinzessin Hilde!“
Es war eines jungen Frühlingstages an dem Prinzessin Hilde die Schreibstube stürmte und die Märchen-Mädels um Hilfe bat. Tuning Paules „Prinzessin“ flatterte eine blaulichtliche Vorladung ins Haus in der `Frau Hilde Wild´ wegen versuchtem Versicherungsbetrug gehört werden sollte.
Bereits im Vorjahr hatte Prinzessin Hilde durchsuchungstechnische Bekanntschaft mit den Truppen des blau-weißen „Darth Vader“ und den Herrschern des Winterfeller „Todessterns“ gemacht. Um fälschlicherweise nicht wieder mit Lichtgeschwindigkeit in deren Behördenuniversum verstrickt zu werden, kümmerte sich Prinzessin Hilde damals mit Hilfe der Märchen-Mädels um die Klärung ihres Personenstandes, um die Rücküberstellung ihrer Geburtsurkunde an das Winterfeller Geburtsstandesamt und infolgedessen um ihr rechtmäßiges Auftreten, Handeln und Verhalten.
Prinzessin Hilde akzeptierte diverse öffentliche Forderungen für Wert und sendete die Entlastungen fristgerecht an die entsprechenden Forderungsaussteller. Offensichtlich missfiel einem `fiktiven Eigentümer´ Hildes friedvolle Entlastungsmethode seiner `fiktiven Schuld´ und meldete dem Winterfeller Imperator das Aufbegehren der „rebellischen“ Prinzessin. In Jedi-Manier vereinten die Märchen-Mädels ihre geistigen Kräfte und adressierten ein lichtes Schreiben an das „Winterfeller Imperium“. Einige Wochen später erreichte Prinzessin Hilde die Einstellung des Verfahrens! Der Vertreter des blau-weißen „Darth Vader“ hat seiner Enttäuschung freien Lauf gelassen und Prinzessin Hilde mit dürftigen Zeilen aus seinem „galaktischen Würgegriff“ entlassen.
Zur großen Freude der Märchen-Mädels wurde im „Krieg-der-Jurisdiktionen“ eine „Papier-und-Feder“-Schlacht gewonnen. Welches buchstäbliche Lichtpapierschwert dem Winterfeller Imperium einhalt bot, hat Lieschen niedergeschrieben:
Privatautonome Willenserklärung unter Eid und unbegrenzter Haftung
`Ihr Aktenzeichen Aetsch3382-001366-17/9’
Sehr geehrter Pit B u l l, Polizeihauptkommissar,
i c h nehme Bezug auf Ihr Schreiben vom `27.03.2028’, bei uns eingegangen am `30.03.2028’. Ich antworte, damit der Mensch nicht zu Schaden kommt und bitte, dieses Schreiben in die Haupt- und Beweisakte aufzunehmen.
Aufgrund einer Verwechslung bei der Geburt können von m i r keine weiteren Angaben zur adressierten Person `Frau Hilde Wild’ im Zusammenhang oder in Verbindung mit meiner eigenen physischen Person erteilt werden. Zur Klärung m e i n e r Identität läuft gerade ein personenstandsrechtliches Verfahren. I c h erwarte diesbezüglich in absehbarer Zeit einen Verwaltungsakt der zuständigen Personenstandsbehörde, andernfalls würde ich beim zuständigen Familiengericht die Bescheinigung zum Eintritt in die Genehmigungsfiktion beantragen. Aus den genannten Gründen wenden Sie sich bitte in aktuellen Fragen zu `Frau Hilde Wild’ an das Standesamt Winterfell, Mario M a r r i a g e, Standesbeamter, sowie an das Einwohneramt der Stadt Winterfell, Paul S c h n i p s l, Verwaltungsamtmann, da i c h selbst nicht der Inhaber des Titels bin.
Mit Vorlage des Geburtenbuchauszugs zu einem öffentlich beurkundeten Mädchen (Urk. Nr. 123/1999) habe i c h beim `Standesamt Winterfell’ m e i n Geburtsvermögen nachgewiesen, welches i c h in freiem Willen für die Sicherstellung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zur Verfügung gestellt habe. Da i c h bislang über k e i n e e i g e n e n Personenstandsdokumente verfüge, kann ich verständlicherweise nur in m e i n e r abgeleiteten Treugeber- und Begünstigtenstellung des Personenkontos `HILDE WILD 54 010499 W 999’ auftreten. Die Kontenführung selbst obliegt hierbei dem Treuhänder `Standesamt Winterfell’.
Polizeihauptkommissar B u l l. Es war und es ist immer m e i n Bestreben, m i c h rechtmäßig zu verhalten. Ehrlich gesagt, steckt mir immer noch der Schreck von damals in den Gliedern und natürlich suche ich nach diesem rechtmäßigen Weg, an den sich alle zur Sicherheit aller zu halten haben. Da sich nunmehr herausgestellt hat, dass i c h selber nicht über einen einzigen Personenstandstitel verfüge und mir eine sträfliche Einmischung in private In-Sich-Bankengeschäfte nicht gestattet ist, kommt nur das oben beschriebene Treuhandverhältnis in Frage.
M e i n e s Wissens war die gegenständliche Forderung bereits an dem Tag entlastet und bilanziert, als sie an die `Hilde Wild’ auf den Postweg gebracht wurde. Mittelherkunft (Mädchen Nr. 123/1999) und Mittelverwendung (Forderung an den Schuldtitel Hilde Wild) müssen somit längst saldiert worden sein.
Deshalb frage i c h mich nun, wieso das `Standesamt Winterfell’ m e i n e m Treuhandauftrag nicht nachkommt, worin steht: “I c h erkläre m e i n Bestreben, alle m e i n e Haftungszusagen ordnungsgemäß und fristgerecht zu erfüllen und werde im Zuge der Entlastung alle öffentlichen Forderungen mit nachfolgender Mitteilung versehen: „Sollte der Öffentlichkeit durch die öffentliche Kreditgeberin in Gestalt der Unterzeichnerin unabsichtlich und unwissentlich ein Schaden oder eine Entehrung entstanden sein, so bittet diese um die Zustellung derjenigen Urkunde, mit welcher dieser Schaden oder die Entehrung umgehend geheilt werden können.””
Es fehlt m i r nach wie vor diese eine Urkunde des Treuhänders, die den öffentlichen Gläubiger von Kfz-Versicherung und Kfz-Steuer benennt, damit i c h den womöglichen, materiell bezifferten Schaden an der richtigen Adresse aus der Welt schaffen und heilen kann. Zudem müsste ich wissen, warum Mittelherkunft und Mittelverwendung in diesem Fall nicht bilanziert und saldiert werden konnten. Ich wäre Ihnen sehr verbunden und dankbar, wenn Sie diesen Treuhandauftrag aus Ihrer öffentlichen Rangstellung heraus klären könnten und mir die öffentliche Urkunde zukommen ließen, damit ich fristgerecht handeln und heilen kann. Eine Schädigung der öffentlichen Ordnung war tatsächlich nie in meinem Sinne, aber doch auch der Mensch soll, -wie eingangs erwähnt-, nicht zu Schaden kommen.
Ich bedanke mich im Voraus für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung und befreie Sie im Zuge dessen von jeglichen Bürgschaftsübernahmen hinsichtlich des gegenständlichen Vorgangs.
Gültig im heute, hier und jetzt und für alle Zeiten, datiert zur Postregistrierung und rückwirkend zum Tag der jeweiligen Geschäftszeichen sowie zum Tag der Ausstellung des Geburtenbuchauszugs des Mädchens Urkunde 123/1999.
Besten Dank!
Gezeichnet am 9. A p r i l 2 0 2 8 in vollstem Vertrauen und höchstem Respekt]
Hochachtungsvoll.
W i l d, H i l d e