Den Mädels ist an ihrem vorweihnachtlichen Schreibpult vor lauter Schrift-Gedöns doch nun fast die Feder aus der Hand entglitten. Ihre müden Finger entspannend, gönnten die Märchen-Freundinnen sich nun mit Knabbereien am Lebkuchenhäuschen eine kleine Pause, welche etwas ausartete…. Bei Kerzenduft und Glühweindunst plauderten sie über ihre Reise durch die Matrix des irdischen R e c h t s, sinnierten über ihre Erlebnisse der vergangenen zwölf Monate und unterhielten sich über das ständige Klagegeschrei ihrer Freunde… Bis beim Flaschendrehen urplötzlich, -und wie aus dem Nichts-, ein Hirsch entstieg. Sie tauften ihn „Artus“ und begannen, ihrem tierischen Orakel ihre Aufgaben, Herausforderungen und Sehnsüchte zu erzählen. Ein jedes Märchen-Mädel schilderte sein Begehr. Ob sie wohl dadurch neuen Perspektiven „Thyr und Thor“ eröffnet haben?
Mach´ auf die Thyr und das Thor mach´ weit…
#17 – Thyrchen
Opa Hans‘ Besuch währte leider nur sehr kurz. [Der Quartiermeister hat den General a. D. per Funk alarmiert und ihn kurzerhand zu einem Sondereinsatz der Luftüberwachung von Landratten und Seeteufel zum Winterfeller Zeuskanal beordert. Die neueste Werbekampagne der Sprüchebüchse, -geschickt lanciert vom Rautenkanzler des Winterfeller Tierschutzbundes-, hat dort irrwitzige Brückensperrungen, Fehlzündungen und Klimaveränderungen nicht nur zwischen der nordwestlichen Flugsamenshow von Kronprinz Lusche und der südlichen Mutanten-Mutierung von König Soedolf ausgelöst. Aufgrund ausufernder Seuchengefahr beschloß nun der Weisshütestab dieser geschwürartigen Winterfeller Freakshow Einhalt zu gebieten, deren Wasserwege trockenzulegen und die Seeteufel endgültig auf Land festzusetzen. Während Lieschen das Flug- und Schiffsradar im Auge behält, ruht die Schreibstubenparty und Artus und die Märchenmädels lauschen gespannt den Analysen, Hintergrundrecherchen und der Manifestation des Weltfriedens von Häschtäg Fau, der -wie jeden Tag- gerade mal wieder mit Untertiteln auf Sendung ist.
Häschtäg Fau liebt Schlagzeilen, Schnipseljagden und Schnellchecker. Im Sitzen auf der Couch befreit der digitale Infokrieger seine Zuhörer aus der Geißelhaft des betreuten Denkens und illustriert ihnen nicht nur die Hintergründe des Qlans zur Rettung der Welt, sondern setzt historische und geopolitische Puzzelsteine völlig neu zusammen. Sein Arbeitsgerät wird mit 165 Anschlägen pro Minute, gigantischen Datenmengen und internationaler Qties-Schwarmintelligenz liebevoll gefüttert. Täglich von acht bis zwölf und neun bis drei hat die Dauerplaudertasche auch noch jede Menge Spaß dabei.
Häschtäg Fau ist Ur-Einwohner aus Leidenschaft und offenbart mit losem Mundwerk und im verbalen Dauerfeuer seiner patriotischen Welt eine militärisch vom Feinsten geplante ApoQlypseNow, WorldBrainAgency-Machtstrukturen und präsentiert der Gegenseite hinter jeder Thyr den Zonk. Die Matrix des irdischen Rechts ist ihm zwar latte, dafür Globalistenbücher umso wichtiger. Seine saexischen „Juchz-schlabber-die-heul“-Ansagen im Schlüpfer-TV sind legendär und sorgen für jede Menge Lachtränen in der Schreibstube. Quhle Themen erleichtern Charlotte, Lotte, Isabella, Violetta und ihren Freunden die Recherchen und befeuchten ihre Einsätze bei der strategischen Rückabwicklung des irdischen Recht- und Treuhandsystems. Und jüngst erkannte sogar die Ost-Winterfeller Justiz Häschtäg Faus Talent und ließ ihn über ihre kadertreue Gaszette adeln. Seitdem ist nicht nur im Winterfeller Aufklärungslager legales Schwurbeln angesagt, sondern „Glitchen“ salonfähig und juhustiziabel geworden. Nebenbei erinnert Häschtäg Faus Gerichtsverhandlung Lieschen nicht nur an das „Tribunal von Münchhausen“ ihrer Märchen-Tante aus dem badischen Teil von Winterfell, sondern an ihren Dialog mit Amtsrichter Süleyman M o s e r auf dessen Frage, ob sie Lieschen Müller sei:
„Richter M o s e r, Ihre Frage nach meiner Authentizität ist löblich und sehr berechtigt, aber hochproblematisch. Wenn ich ehrlich bin, kann ich die Frage derzeit nicht wahrheitsgemäß beantworten und ich gehe davon aus, dass man vor diesem hohen Hause ehrlich sein soll! Ähhh…! Ich habe also diese essentielle Frage erwartet und mir Gedanken gemacht, wie ich es Ihnen erklären soll. Dazu habe ich eine kleine Niederschrift angefertigt, weil ich schon wusste, dass ich vor so vielen Leuten nicht allzugut frei sprechen kann. Die korrekte Antwort auf die Frage, ob ich Lieschen Müller bin, kann ich ehrlichgesagt derzeit nicht geben. Ich bin mir bewusst, dass bezüglich der Auskünfte über die Authentizität einer Person nur das Personenstandsregister Beweiskraft hat. Das steht so im § 54 Personenstandsgesetz. Ich kann mich also bei der Antwort auf die Frage, wer genau jetzt vor Ihnen steht, nur auf meine Abschrift aus dem Geburtenbuch verlassen. Im Geburtenbuch ist unzweifelhaft aufgezeichnet, dass derjenige, der an diesem 1. April 1999 in Königsmund geboren wurde, ein Mädchen war. Dieses Mädchen, jetzt ein erwachsenes Weib, hat aber laut öffentlicher Urkunde keinen Vornamen. Weiter steht in der Geburtenbuchabschrift: „Das Kind hat den Vornamen Lieschen erhalten.“ Mein Problem ist jetzt, dass im Personenstandsgesetz darauf hingewiesen wird, dass die Namensführung des Kindes dem Sachrecht unterliegt. Sowie ich aber vor Ihnen stehe, kann ich schwerlich mit einem toten Sachnamen identisch sein, wenn ich hier vor Gericht meine Überlegungen und Zweifel zu meiner Person präsentiere. Kurzum, die Sachlage stellt sich wohl so dar, dass ich bei meiner Geburt mit jemand anderem verwechselt worden bin.
Ich habe in einem Ersuchen an mein Geburtsstandesamt bereits um eine personenstandsrechtliche Klärung gebeten und ich will mich nicht vorher irrtümlich äußern, wenn ich keinen öffentlichen Beweis in Händen halte, mit welchem Vor- und Familiennamen, mit welchem Personenstand und in welcher Rechtsstellung ich heute vor Ihnen stehe. Ich habe große Bedenken, die Frau Lieschen Müller zu sein, weil genau die sich von einem `Kind´ ableitet, welches ich niemals sein könnte.
Ich bin definitiv das registrierte Mädchen, ergo diejenige mit einem weiblichen Geschlecht. Und dieses Mädchen führt laut Personenstandsurkunde keinerlei Namen. Ergo kann die Antwort nur lauten: nein, ich bin definitiv nicht besagte Frau Lieschen Müller!
Ich bitte das Gericht, meine Situation zu bedenken, denn offensichtlich verfüge ich bislang weder über einen Geburtstitel noch über den Titel meines Familiennamens und infolgedessen nicht über einen Wohnsitz im Inland, um hier vor einem zuständigen Richter plausibel Rede und Antwort stehen zu können. Ich bin nicht Frau Lieschen Müller und ich wiederhole es ein drittes Mal: Ich bin nicht Frau Lieschen Müller!
Somit erkläre ich, dass zuerst der korrekte Personenstand festgestellt werden soll, bevor i c h mich in ein Verfahren einlassen könnte.
Die Papiere wie Reisepass und Perso und so…, mit welchen ich hier herein kam, sind wohl nicht die meinen, weil sie höchstwahrscheinlich jemand anderem gehören. Für die fälschliche Benutzung entschuldige ich mich. Wenn Sie sich fragen, warum i c h vor Ihnen stehe, obwohl ich nicht die Richtige bin, dann kann ich Ihnen darauf nur sagen, dass Sie die Falsche hätten zwangsvorführen lassen und wir hier alle an dem selben Punkt stünden. Das wollte ich mir nicht antun, wie Sie sicherlich verstehen können! Das bedeutet aber nicht, dass ich freiwillig hier bin oder gar eine Lieschen Müller wäre, denn die fremde Geburtsurkunde der Lieschen Müller habe ich bereits längst zur Entlastung der falschen Treuhandschaft ans Standesamt Winterfell zurückübertragen!
Ich hoffe deshalb, dass die Klärung beim Geburtsstandesamt baldigst erfolgt, damit dieses Verfahren nicht weiter gegen `unbekannt´ bzw. gegen `namenlos´ geführt werden muss. Gesprochen heute, hier und jetzt und vor Zeugen. Vielen Dank für Ihre Kenntnisnahme dieser privatautonomen Willenserklärung, das Verfahren zu vertagen bzw. das Konto zu verrechnen bzw. die Bilanz sofort auszugleichen!“
Shalomski, Häschtäg Fau!
Deine Fans
A r t u s, L i e s c h e n & die Märchenmädels
Lieschens Abenteuer vor Gericht kann unter anderem in „Endstation R e c h t“ nachgelesen werden. Und aus dem badischen Winterfell liegen zwei Bücher in der Schreibstube vor]: